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Weibsbilder - Drei heitere Frauengeschichten

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Sie sind frech und lebenslustig, nehmen sich vom Leben das größte Stück oder ertragen es mit einem Lächeln. In diesen drei Kurzgeschichten dreht sich alles um Frauenpower, gewürzt mit einer kräftigen Prise Humor.

Liebe Simone
In einem Brief berichtet Lore von ihrem Kurzurlaub in Heidelberg. Aber Lore wäre nicht Lore, wenn das ganze nicht in einer Katastrophe enden würde.

Tante Miele
Emilie ist alt, störrisch, und sie strickt die ungewöhnlichsten Socken, die die Welt je gesehen hat. Als sie das Internet entdeckt, kommt ihr eine lukrative Geschäftsidee. Nur ihre Nichte ist misstrauisch…

Froh zu sein bedarf es wenig
Schon seit einiger Zeit geht Günther seiner Frau mit einer Lachtherapie auf die Nerven. Doch dann wird es schlimmer und schlimmer…

 

Leseprobe

 

Liebe Simone,

weißt du noch, wie ich versprochen hatte, dir zu schreiben, wenn ich’s irgendwann raus aus diesem Nest schaffen sollte? Jaja, lang ist’s her. Letzten Monat kam der Brief. Die haben wirklich mein Gedicht rausgesucht. Und willst du wissen, was ich gewonnen hab? Ne, für Spanien hat’s nicht gereicht, Zweiter bin ich geworden. Na? Klingelt’s? Heidelberg!
Ich hab gedacht, mich haut’s vom Hocker, das sind ja keine dreißig Kilometer. Hab mich aber nicht beschwert, ne du, ich hab brav mein Köfferchen gepackt.

Das Hotel ist richtig scharf, ein Riesenbett. Hab mich erstmal solange drin rumgewälzt, bis die Laken aussahen, als hätt ne Kleinfamilie drin genächtigt. Na, du kennst mich ja. Tolles Mobiliar, so’n dunkles Holz. Keine Ahnung, wie das heißt, und unten die Halle, alles mit so nem polierten Marmor. Hier wollt ich nicht putzen müssen.

Gleich am ersten Abend gab’s Probleme. Da rennt so ein Kellner im Speisesaal rum, Seitenscheitel, Fliege wie’n Propeller, Martin Steingruber stand auf seinem Namensschild. Als ich das Fleisch nicht gegessen hab, hat der mich so komisch angeglotzt und gefragt, ob es nicht nach meinem Geschmack war.

„Nu guck mal nicht so traurig“, hab ich dem gesagt. „Du hast es ja nicht essen müssen.“

Und dass das Fleisch gut war, nur die achtunddreißig Knoblauchzehen, die sie in die Sauce gekippt haben, haben etwas den Geschmack verfälscht. Der hat mir vielleicht einen Blick zugeworfen, so richtig zum Gruseln. Mit dem Gesicht hätte er Religionslehrer werden sollen. Naja, vielleicht hätte ich ihm das nicht sagen sollen.

Mittwochs bin ich dann in die Stadt gegangen, so richtig mit Kamera und Sonnenhut. Ich hab mir gesagt: du bist jetzt ein Tourist, also benimm dich auch so! Und dass es hier noch was anderes gibt außer Bismarckplatz und Kaufhäusern. Zuerst musste ich natürlich aufs Schloss rauf, und zwar nix Bergbahn – aber hallo! Ich kann dir sagen, als ich oben war, ich hab geschnauft wie ein alter Gaul vor der Notschlachtung. Da oben war dann aber doch nix Besonderes. Ich bin ne Weile auf der Ruine rumgestakst, hab mir das Apothekenmuseum angeschaut, und mir mit dem Fischbrötchen von der Nordsee den Pullover versaut. Alles wie immer, links ne Schulklasse, rechts ne Horde Japaner, werden jedes Jahr mehr, kannste glauben.

Ich wollte eigentlich gleich wieder runter, noch in Rohrbach rum scharwänzeln, da war ich ja noch nie, außer beim Gynäkologen. Aber als ich gerade am Ausguck stand, Blick runter aufs Neckartal, und merkte, dass ich die Zigaretten im Hotel vergessen hatte, fing das an zu regnen. Ne, nicht nur so‘n paar Tropfen, gleich volles Rohr. In England sagen sie ja, es fallen Hunde vom Himmel, Scheiße du, das waren bestimmt Elefanten hier, das Wasser hat geplatscht wie unter der Dusche. Erst bin ich ja den Japanern hinterher, die sind alle ins Apothekenmuseum geflüchtet, weil im Cafe schon die Schüler saßen, aber das war mir dann viel zu eng, und ich hab schon geschwitzt vom Hingucken. Ich war sowieso schon klitschnass, und ich hab gucken wollen, ob die Mayonnaiseflecken wohl auch mit rausgegangen sind, aber das hat so geschüttet, man konnte kaum noch was erkennen. Schließlich hab ich mich dann in einem der Torbögen untergestellt. Plötzlich hör ich ein Geräusch von der Seite, wie so‘n Schniefen, und wie ich mich umdrehe, da seh ich dieses Mädel, keine zwanzig, die saß da auf dem Boden und hat mich mit Riesenaugen angestarrt.

„Warum heulst du denn so?“ hab ich gefragt, aber dann hab ich genauer hingeschaut. Mein lieber Scholli, die sah vielleicht aus. So‘ne Blutflecken auf dem T-Shirt, und das eine Auge war ganz zugeschwollen.

„Das geht Sie gar nichts an“, sagt sie zu mir, und nuschelt so fürchterlich dabei, ich könnt wetten, der Kerl, der ihr eins aufs Auge gekloppt hat, der hat auch was mit ihren Zähnen angestellt. Mann, mir wurde ganz elend, wie ich die so gesehen hab.

„Klar geht mich das was an“, hab ich gesagt. „Ich muss mir dein Geplärre schließlich mit anhören.“ Hab wohl den falschen Ton erwischt, denn sie ist gleich aufgestanden und wollte raus, aber ich hab sie nicht durchgelassen.

„Komm schon, Mädchen“, hab ich gesagt. „Draußen schwimmst du weg, so dünn wie du bist. Jetzt setzte dich mal wieder hin und erzählst der guten Lore, wer dich so verdroschen hat.“

Ich weiß nicht, vielleicht war‘s immer noch der falsche Ton, auf jeden Fall hat die noch viel doller geheult als vorher, ich hätt glatt mitheulen können.

„Der Martin“, hat sie geschnieft. „Mein Freund.“

 

Ende der Leseprobe

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