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Sonnenthal - ein Kurzthriller mit Horrorelementen

jetzt als eBook in der Amazon Kindle Edition für nur 99 Cent

 

Sie nehmen dich auf, wenn du alt und gebrechlich bist. Sie sorgen für dich, wenn es sonst niemand tut. In Haus Sonnenthal kannst du deinen Lebensabend genießen. Wenn dir hin und wieder etwas seltsam vorkommt, schau einfach in eine andere Richtung und denke nicht weiter darüber nach. Du kannst ein gutes Leben führen.
Nur eines darfst du niemals tun:
Stelle keine Fragen! Denn die Antworten könnten tödlich sein.

 

 

Leseprobe Sonnenthal

1

Rombach wartete lange, bis die Frau mit den sonnengelben Haaren wieder auftauchte. Sie winkte ihn lächelnd zu sich, und er folgte ihr mit vielen kleinen Schritten den Flur entlang, bevor das Büro ihn verschluckte.

Der Mann hinter dem Schreibtisch war groß, eine Masse von Mensch unter einem liebenswürdigen, blassen Gesicht. Er musste sich förmlich auseinanderfalten, um aufzustehen.

„Mein Name ist Baumbusch", stellte er sich vor, „und ich leite dieses Haus. Haus Sonnenthal erfreut sich eines ausgezeichneten Rufes. Wir bemühen uns, eine Alternative zu den städtischen Altenheimen darzustellen."

„Ihre Empfangsdame…"

„Frau Hauser?"

„Ja, ähm, Frau Hauser war so freundlich, mir alles zu zeigen. Einen

wunderschönen Park haben Sie hier. Und die Apfelbäume…" Er schämte sich ein wenig. „Ich bin mir nur nicht sicher, ich meine, in der Broschüre stand gar nichts über…"

Baumbusch lächelte nachsichtig, sein Blick streifte Rombachs abgetragene Cordjacke. „Sie meinen die Kosten, nicht wahr?"

Die Knie zusammengepresst, saß Günther Rombach steif auf seinem Besucherstuhl. Er hätte gar nicht herkommen sollen.

„Keine Sorge", fuhr der Direktor fort, „am Geld ist bei uns noch keine Aufnahme gescheitert. Darf ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen -  meine kleine Geschichte? Nach dem Medizinstudium arbeitete ich viele Jahre in Amerika. Und als ich schließlich nach Deutschland zurückkehrte, erfuhr ich, dass mein Vater inzwischen verstorben war."

Rombach wurde nervös, er verstand nicht, warum der Doktor ihm all das

erzählte.

„Er starb ganz allein. Sie fanden ihn erst, als er schon über eine Woche tot war. Dieses Erlebnis gab meinem Leben eine ganz neue Richtung. Ich beschloss, alten Menschen aus der Einsamkeit herauszuhelfen, Menschen, die keine Familie mehr haben. Deshalb gründete ich Haus Sonnenthal." Sein Tonfall wurde sachlich. „Sie wissen, dass das eine der Bedingungen ist?"

„Ich bin alleinstehend", sagte Rombach, und seine Kehle fühlte sich mit einem Mal sandig an. „Schon lange."

„Darf ich dann noch fragen, warum Sie Ihre Wohnung aufgeben wollen?"

„Ein leichter Schlaganfall. Jetzt geht es wieder, bis auf die Hand, die will nicht mehr richtig." Er zeigte dem Direktor seine steifen Finger. „Danach hatte ich plötzlich Angst, allein zu leben. Und die öffentlichen Altersheime,

wie soll ich sagen? Man liest so viel. So viel Negatives, wissen Sie?"

Der Doktor nickte. „Ich schätze, ich darf reinen Gewissens behaupten, dass sich bei uns noch nie jemand verwahrt oder weggesperrt fühlen musste."

„Ich hätte noch eine Frage."

„Bitte, fragen Sie nur."

Rombach rutschte auf dem Leder herum. Die Temperatur im Raum schien mit jeder Minute weiter anzusteigen. „Was befindet sich im Obergeschoß? In der zweiten Etage."

Baumbusch grinste ihn an. „Oh, das da oben ist unsere Klinik. Wir haben eine eigene kleine Klinik eingerichtet, ein paar Zimmer, ein Untersuchungsraum. Sogar ein OP gehört dazu. Natürlich können wir nicht alles selbst behandeln. Aber mit einer entzündeten Gallenblase werden wir schon fertig." Er lachte blechern.

„Toll", murmelte Rombach abwesend, „ und wann könnte ich…"

 „Wenn Sie alles geregelt haben, kommen Sie einfach her. Ich lasse Zimmer achtzehn für Sie herrichten."

Rombach schwitzte, in seinen Ohren bliesen die Posaunen. Er durfte bleiben. Er durfte bleiben!

„Also, Herr Rombach, dann erwarten wir Ihre Ankunft in den nächsten Wochen. Ich freue mich." Eine blasse Hand durchschnitt die Luft vor seiner Nase. Rombach atmete die Nachricht ein wie eine frische Brise. „Und ich erst. Auf Wiedersehen, Herr Doktor."

 

2

An einem sonnigen Vormittag passierte Günther Rombach das verschnörkelte Eisengitter, das Tor zu einer neuen, wunderbaren Welt.

Frau Hauser half ihm mit dem vollgestopften Koffer, und als auch das letzte Paar Socken in der Kommode verschwunden war, wagte er sich auf den Balkon. Die milde Junisonne streichelte seinen Rücken, und er ließ den Blick über die Grünflächen bis zu dem geteerten Spazierweg

wandern, der sich im dichten Rasen zu verbergen suchte. Alte, knorrige

Apfelbäume reckten die Kronen in den Himmel, im Hintergrund wuchs wie ein riesiger Pilz der steinerne Springbrunnen aus dem Boden.

Überwältigt von all der Schönheit verließ er das Zimmer und stieg die breite Treppe zur Eingangshalle hinab. Zwischen wuchtigen Couchecken tummelten sich einzelne Cafehaustische, ein schwarz und weiß gemusterter Steinboden reichte bis an die weit geöffneten Schiebefenster hin, die zu einer geräumigen Klinkerterrasse führten.

Rombach schaute sich unsicher nach allen Seiten um. Die meisten Leute hielten sich bei diesem Wetter im Freien auf, und er näherte sich einer Gruppe, von der eine ungezwungene, heitere Stimmung ausging wie ein helles Leuchten. Die Unterhaltung schwoll an und ab, Wortführer schien ein  älterer Mann in Sportsakko und heller Bundfaltenhose zu sein, dessen Haar in der Sonne glänzte wie frisch poliertes Silber. Eine einzige Frau saß mit am Tisch, eine zierliche Person mit blonder Dauerwelle, die hinter dem hohen Glaskrug beinahe zu verschwinden drohte.

Rombach spürte, wie seine Nervenenden vibrierten, unter den Fingernägeln breitete sich ein leichtes Brennen aus. Hilflos stand er im Schatten der orange-braun gestreiften Markise, bis er merkte, dass sie ihn bereits ansahen.

„Guten Tag zusammen." Seine Stimme ein hohes Krächzen. „Ich bin heute Morgen hier angekommen, darf ich mich vorstellen?"

Der Mann im Sakko legte den Kopf in den Nacken und grinste herausfordernd. „Sie dürfen."

Nachdem Rombach seinen Namen aufgesagt hatte, kehrte eine peinliche Stille ein. Dann löste die Frau sich von den anderen und reichte ihm die Hand.

„Ich bin Helen", sagte sie, und Rombach spürte, wie das Eis Risse bekam. „Herzlich Willkommen in der Gruppe der Junggebliebenen. Wir nennen uns hier alle beim Vornamen."

Nachdem sie ihm einen Korbsessel und ein Glas Tee besorgt hatte, erfuhr er auch, dass der gutaussehende Mann Erich Kornmüller hieß. Helen erzählte von ihrer Zeit als Schauspielerin. Zum ersten Mal seit Jahren spürte Rombach, wie er innerlich auftaute.

„Sonnenthal ist schon eine feine Sache", sagte Erich und stellte scheppernd sein Glas ab. Ein allgemeines Nicken machte die Runde. Die beiden rundlichen Männer am Ende des Tisches, die aussahen wie Brüder, lächelten dankbar. Rombach betrachtete die zierliche Frau, die ihm jetzt gegenüber saß. Trotz ihrer Runzeln machte sie auf ihn den Eindruck einer zarten Frühlingsblume. Aus dem Gesicht mit der pergamentartigen Haut blickten ihn zwei wache, blaue Augen an, die Augen eines jungen Mädchens. Helen war einundachtzig.

„Man muss großes Glück haben, um aufgenommen zu werden", sagte er, um irgendetwas zu sagen.

Erich legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. „Ja, schön ist es hier. Ich frage mich nur, weshalb Baumbusch gleichzeitig Leute aus irgendwelchen Heimen herausholen lässt, die gar nicht darum gebeten haben. Holler zum Beispiel, als ob es für den noch einen Unterschied macht, wo er seine Stühle rumschiebt."

„Stühle?"

„Na, das lange Elend da drüben."

Rombachs Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger. Durch die Glasscheibe konnte er undeutlich einen hageren Mann ausmachen, der einen roten Gartenstuhl unter den Arm geklemmt hielt. Die trüben Augen blickten angestrengt ins Leere.

„Alzheimer. Endstation. Der hat sogar das Sprechen verlernt.“

Rombach sah schnell woanders hin, der Anblick machte ihn traurig. Seine Gedanken wurden von der allgemeinen Unruhe zerrissen, die sich

plötzlich überall ausbreitete.

„Ich glaube, wir sollten reingehen“, flüsterte Helen, als verkünde sie ein Geheimnis, und griff nach ihrer Jacke. „Der Speisesaal schließt gleich auf."

Nach einem Teller Bohneneintopf erschien Rombach alles in einem weicheren Licht. Er fing an, sich etwas zu entspannen, und als Erich ihm anbot, noch einmal in Ruhe einen Rundgang zu machen, willigte er gerne ein. Sie drängten im Strom der anderen durch die Flügeltüren zurück in die große Halle, die den Dreh- und Angelpunkt des alltäglichen Lebens darstellte.

Durch eine Reihe mannshoher Fenster flutete die Nachmittagssonne herein und überzog all die Sitzgruppen mit einem hellen Schimmer. In den Ecken wucherten allerlei tropische Gewächse, und Rombach bemerkte eine junge Frau in einem Käfig aus Glas, die einen Telefonhörer anschrie. Ein kurzer Flur zweigte nach rechts ab, Kunstlicht tröpfelte hier von der Decke.

Zwanzig Minuten später hatte er in der Tat alles gesehen, von den

Gästetoiletten bis zur Schwimmhalle im ersten Stock. Hier oben hatte jemand die Wände mit Mirós gepflastert, und ein scharfer Chlorgeruch hing über der ganzen Etage. Am Ende des Ganges stießen sie auf den

Zeitungskiosk, wo man auch Seife, Zigaretten und Apfelkuchen mit Baiserhaube kaufen konnte.

„So, das war's." Erich wirkte erleichtert. Er rieb sich mit einer Hand den Rücken und wartete. Rombachs Blick wanderte ein Stück die

blassgelbe Wand entlang und verfing sich an einer weiteren Glastür. „Und wohin führt die?"

„Auf die Krankenstation."

„Gehen wir hoch und sehen sie uns an?" Auf einmal beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl. Irgendetwas sagte ihm, dass er die falschen Fragen stellte. Erich betrachtete die Tür, als hätte er sie gerade erst entdeckt.

„Das haben die nicht so gern", murmelte er mit tiefer Stimme „Das ist sozusagen Baumbuschs Allerheiligstes. Du brauchst sogar eine Genehmigung, um jemanden zu besuchen.

 

Ende der Leseprobe

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Leserstimmen

 

Spannung von der Ersten bis zur letzten Zeile!

Wer sich fragt, ob eine Autorin, die ihr Buch ohne einen Verlag im Nacken, gut ist oder ob das, was sie schreibt gut sein kann, der ist bei Sonnenthal" sehr gut aufgehoben. Ich kann nur sagen auf jeden Fall!" Bevor jemand dieses Buch nicht kaufen möchte, weil er oder sie denkt, das ist nichts für mich, weil nicht von Verlag X oder Verlag Y der täuscht und zwar gewaltig. Ich habe mir das Buch heute vorgenommen und wollte es häppchenweise lesen und muss nun feststellen, dass ich es am einen Stück verschlungen habe.
Die Charaktere:
Eine Geschichte in einem Altenheim. Alte Menschen. Was kann an denen denn schon spannend sein? Eine ganze Menge sogar! Die Charaktere werden so lebendig beschrieben, dass ich durch die Beschreibungen ein genaues Bild vor meinen Augen hatte. Die Figuren wurden richtig lebendig und ja, ich habe mitgelitten und mitgefiebert. Bekam Herzklopfen und wurde traurig, wütend und habe genickt, als gewisse Dinge passiert sind (will ja nicht Spoilern).
Wortwahl:
Ein wahrer Genuss. Man ließt das Buch vom ersten Wort und wird von einer sanften Welle durch die einzelnen Kapitel getragen. Wunderschöne Formulierungen, außergewöhnliche Wortwahlen machen das Lesen wirklich zu einem richtigen Festbankett. Die Terrasse, die Zimmer, die Krankenstation, alles scheint durch ihre Formulierungen lebendig zu werden.
Spannung und Horror:
Am liebsten schaue ich Horror und Thriller Filme. Ich habe viel gesehen und auch viel gelesen. Oftmals ziehen sich dicke Wälzer mühsam in die Länge und man ließt und ließt und irgendwie vergeht einem die Leselust. Bei dieser Kurzgeschichte bestimmte das Tempo mein Herzklopfen. Alles fängt ganz harmlos an, dennoch hat der Hauptcharakter schon ein ungutes Gefühl. Ich muss sagen, ich auch (was wieder der tollen Wortwahl zu verdanken ist). Ich saß wie gebannt vor meinem PC Bildschirm und habe zittrig Seite für Seite gelesen, bekam teils eine Gänsehaut und das will schon was heißen. Spannung Pur. Horror Pur.
Der einzige Kritikpunkt wäre wohl, dass ich gerne mehr gelesen hätte :) Aber die Autorin hat ja noch viele andere Bücher, die man erwerben kann. Auf jeden Fall ist Sonnenthal" einen kauf wert.
Der Preis ist sehr sehr günstig, da braucht man eigentlich gar nicht lange überlegen, bereuen werde ich es auf jeden Fall nicht, diese Geschichte gelesen zu haben.
Zumal sie auch zum Nachdenken anregt.
Schließlich weiß man ja nie...
5 Sterne
Gäbe es 6, würde ich 6 vergeben :)!!! (Kim J Langley)

 

Bevorzugt lese ich Bücher aus dem Thriller- / Horror Genre. Dementsprechend habe ich bereits viele Geschichten hierzu gelesen. Aber seltend wurde ich so gut in einem Kurz-Thriller unterhalten.
Die Story spielt in dem Seniorenheim "Sonnenthal". Dieses "Setting" ist mir völlig neu und unverbraucht. Die Autorin schafft es hier eine packende Atmosphäre zu schaffen, die den Leser immer weiter voran treibt.
Die Charaktere sind trotz der kürze des Buches gut dargestellt, so dass man sich schnell auf die Seite des Protagonisten Rombach schlägt und unbedingt wissen möchte was in dem Haus "Sonnenthal" nicht stimmt. Man spürt gerade zu das beklemmende Gefühl, dass hier Dinge geschehen, die für die Bewohner ein jähes Ende bedeuten können.
Die Autorin hat es hier geschafft ein Thema, welches in unserer Zeit des demographischen Wandels immer aktueller wird, perfekt aufzugreifen. Sie erzählt eine von Anfang an spannende Story die den Leser in die Welt der Senioren des Hauses "Sonnethal" und den mysteriösen Geschehnissen dort, entführt.
Ich kann dieses Buch vorbehaltlos empfehlen!(André)

 

Herr Rombach ist glücklich, er kann in ein tolles Altersheim. Er glaubt an einen glücklichen Altersruhesitz.
Er gewinnt Freunde.
Dann kommen immer mehr Zweifel. Ahnungen.
Es verschwinden Personen!
Er forscht... Dann kommt das Grauen.
Es wird mit jeder Seite immer spannender.
Der Roman ist super zu lesen, ein ganz schöner Gruselschocker.
Ich kann den Thriller nur empfehlen. (H. Cornelissen)

 

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