Homepage von Birgit Böckli


Pias Wolke - Eine Kurzgeschichte

jetzt als eBook in der Amazon Kindle Edition

 

Dies ist die Geschichte eines kleinen Mädchens. Es ist keine fröhliche Kindergeschichte, keine, die man mal eben liest, um sich dann anderen Dingen zuzuwenden.
Das Mädchen Pia hat es nie gegeben, es ist, genauso wie alle anderen Figuren dieser Geschichte, frei erfunden. Aber es gibt viele Kinder, die ähnliches erlebt haben oder immer noch erleben.
Ihnen ist dieser Text gewidmet.

Deswegen gehen die Einnahmen aus dem Verkauf dieses eBooks als Spende an das Erich – Kästner – Kinderdorf in Unterfranken. Dort finden Kinder ein neues Zuhause, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in ihren Familien leben können.
Nähere Informationen finden Sie auf der
Homepage des Kinderdorfes:


Leseprobe:

Pia kam an einem stürmischen Februarnachmittag in das kleine Reihenhaus in der Goethestraße. Victor stand am Küchenfenster und beobachtete durch die Gardinen, wie der dunkelgrüne Kombi die Auffahrt hinauf rollte. Aus diesem Auto waren in den vergangenen Jahren schon mehrere Kinder gestiegen, die meisten von ihnen waren nur für kurze Zeit geblieben. Zu kurz, um wirklich dazuzugehören, doch immer lange genug, um mit ihrem Fortgehen eine Lücke zu hinterlassen.
Er betrachtete das dürre Wesen, das neben der Dame vom Jugendamt den Weg durch den Vorgarten entlang schritt. Sie wirkte sehr viel jünger als eine Siebenjährige, mit diesem blassen Gesicht, das Haar so kurz geschnitten, dass an manchen Stellen die Kopfhaut rosig durchschimmerte, große dunkle Augen, die ins Leere blickten.
Wie eine Puppe, hatte er gedacht, wie eine große, lebende Puppe.
Anfangs störte sich Vic daran, dass sie bei jedem Geräusch zusammenfuhr, doch seine Mutter sagte, dass auch das eine Folge des Missbrauchs sei. Sie erklärte ihm auch, dass Pia schreckliche Angst vor Männern hatte, sogar vor Vic, obwohl der erst dreizehn war...

 

Leserstimmen:

Ich musste erst einmal ganz tief Luft holen, als ich diese Kurzgeschichte zu Ende gelesen hatte. Sie ging mir ganz schön unter die Haut.
Lange Zeit ein tabuisiertes Thema, erfährt sexueller Missbrauch von Kindern heute in den Medien und der gesellschaftlichen Debatte größere Beachtung. Man denke nur an die Diskussion über die ruhmlose und schändliche Rolle der katholischen Kirche in dieser Thematik.
Birgit Böckli erzählt in "Pias Wolke" die Geschichte eines siebenjährigen Mädchens, das nach einem besonders schweren Missbrauch bei einer Pflegefamilie unterkommt. Wie schwer das von dem Mädchen erlebte Trauma gewesen sein muss, schildert die Autorin sehr eindrucksvoll in einer Szene, in der der Anblick einer Bierflasche bei Pia eine Reaktion auslöst, wie man sie eher bei Kriegsveteranen erwarten würde, die unter einem schweren posttraumatischen Stresssyndrom leiden. Der Leser kann hier nur vermuten, dass Pia anscheinend mit einer Bierflasche sexuell missbraucht wurde.
Wie auch in den anderen Kurzgeschichten dieser Autorin, so hat mich auch dieses Mal beeindruckt, wie souverän Birgit Böckli das Schreibhandwerk beherrscht. Sie beherzigt die wichtige Erzählregel "Show, don't tell" (Zeigen, nicht behaupten), indem sie dem Leser anhand von Pias Verhalten zeigt, wie schwer traumatisiert dieses kleine Mädchen ist. Auch die relative Dialog-Armut, die mich als Fan dialoglastiger Geschichten zunächst ein wenig gestört hat, erfüllt einen geschickten erzähltechnischen Zweck: Pia ist nämlich so verstört, dass sie kaum spricht.
Diese Geschichte über Missbrauch und Trauma geht unter die Haut und rüttelt auf. Wer nur lockere Unterhaltung sucht, sollte sie lieber nicht lesen.

 

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